Vor einiger Zeit hatte ich ein überaus produktives Gespräch mit einer Klientin zum Thema Glück. Eigentlich wollte sie, während ich ihr die Elektroden für das bevorstehende Neurofeedbacktraining platzierte, nur mal so nebenbei erfahren, welche Voraussetzungen in meinen Augen die wichtigsten seien, um wirklich glücklich zu werden. Aus dem Training wurde es auf Grund unseres daraus entstandenen angeregten Gedankenaustauschs in dieser Stunde ehrlich gesagt nichts. Dafür konnten wir beide im Nachhinein auf eine reichhaltige Sitzung zurückblicken. Die nachfolgenden von uns beiden zusammengetragenen Gedanken stehen weder in einer bestimmten Reihenfolge, noch haben sie den Anspruch, vollständig zu sein.
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Glück entsteht nicht von allein, einfach auf Grund der Umstände.
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Das Glück muss immer wieder gesucht werden – ganz um seiner selbst Willen. Wohlstand, ein hervorragender Job oder auch eine perfekte Beziehung, das sind alles Umstände, die Ihrem Glück bestenfalls ein wenig auf die Sprünge helfen. Glück ist aber ein Gefühl, das von innen kommt und unser Einverständnis mit uns und der Welt beschreibt. Glück muss immer wieder neu gesucht werden – viel eher in uns selbst als in vergänglichen äußeren Eindrücken.
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Glück ist auch eine Frage der richtigen Wahl.
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Auf den ersten Blick klingt das vielleicht etwas absurd. Doch in jeder Situation im Leben haben wir die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir uns verhalten. Jeden Tag widerfahren uns viele verschiedene Dinge. Einige davon sind durchaus unangenehm, die meisten sind alltäglich und wenig abwechslungsreich. Nur die wenigsten machen uns direkt Spaß oder bringen uns Freude. Dabei ist es auch eine Frage, wie wir mit den alltäglichen Widrigkeiten umgehen: Natürlich sind wir enttäuscht, wenn uns etwas nicht gelingt. Die Frage ist nur, wie wir uns entscheiden: ob uns diese Enttäuschung auch längerfristig unglücklich macht, oder ob wir sie eher als Mißgeschick ansehen und einfach darüber den Kopf schütteln. Letzteres hilft uns, die Enttäuschung abklingen zu lassen, unser Selbstvertrauen zurück zu gewinnen und wieder ein Lächeln auf unser Gesicht zu zaubern.
In der psychologischen Forschung wurde übrigens nachgewiesen: nur in den seltensten Fällen machen uns die schweren Schicksalsschläge im Leben dauerhaft unglücklich. Was einen Menschen zermürben kann, sind die alltäglichen kleinen Herausforderungen – und unsere Einstellung ihnen gegenüber sowie der Irrglaube, sie irgendwann ein für alle Mal vollständig abarbeiten zu können.
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Bei andauerndem Sonnenschein entsteht eine Wüste.
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Es ist ein Irrglauben davon auszugehen, dass nur ein Leben in endlosem unaufhörlichen Sonnenschein ein glückliches Leben ist. Das würde weder dem entsprechen, was jeder Tag für uns bereithält, noch dem gerecht werden, was wir dabei meistens fühlen. Kaum einer unserer Tage wird ohne kleinere Enttäuschungen und Schwierigkeiten ablaufen. Es ist wichtig, dass wir in diesen Momenten unsere Gefühle der Enttäuschung zulassen und akzeptieren. Wenn wir sie unterdrücken, schaden sie uns, in dem unser natürliches Gefühlsleben vertrocknet. Geben wir ihnen freien Lauf, können sie uns bedrohlich überfluten.
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„Glück“ kann sich auf viele verschiedene Gefühle beziehen.
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Psychologen können sich im Allgemeinen nur schwer mit dem Begriff Glück anfreuden. Viel mehr können sie mit Begriffen wie (Vor-) Freude, Zufriedenheit, Nähe oder Stolz anfangen. Außerdem kann man noch nach der Dauer der Gefühle unterscheiden: handelt es sich eher um das Gefühl in einer aktuellen Situation, spricht man vom momentanen Glückszustand. Geht es eher um eine langfristige emotionale und verstandesmäßige Bewertung etwa seines Lebens, geht man mehr von einer stabilen Persönlichkeitseigenschaft aus, welche sich auf viele Aspekte im Leben positiv auswirken kann. Natürlich stehen momentaner Zustand und Persönlichkeitseigenschaft eng miteinander in Verbindung. An beiden kann man ansetzen, um etwas für sein Glück zu tun.
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Achtsamkeit ist der wichtigste Schlüssel zum Glück
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Sich seiner Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu werden ist eine der wichtigsten Voraussetzungen um glücklich werden zu können. Damit geht auch einher, dass man seine negativen Gefühle wahrnehmen, diese zulassen und akzeptieren kann. Sie sind Signale an uns, uns zu verändern und nicht, Veränderungen von anderen zu erwarten. Schafft man dies, dann steht auch der Weg zu einem Abflauen schlechter Emotionen hin zu einem glücklicheren Empfinden offen. Es ist nicht die Abwesenheit von Unglück, sondern die Wertschätzung unserer selbst, was uns glücklich macht.
Achtsamkeit für die schönen Dinge, die einem widerfahren ist die andere Seite der Medaille. Oftmals unterschätzt man, vieviel Grund man hat, sich über sein Leben zu freuen, weil man die positiven Seiten zu wenig beachtet und diese in ihrer Flüchtigkeit viel zu schnell vergehen. Eine Möglichkeit, sich diese Situationen zu vergegenwärtigen, ist das Führen eines so genannten Dankberkeitstagebuchs, in dem man regelmässig bewusst die Dinge festhält, über welche man sich gefreut hat oder für die man dankbar ist.
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Eine Vision ist kein Antreiber. Es ist ein Ziel, das uns wie von selbst anzieht.
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Eine Vision, welche wir für unsere Zukunft und unser Leben haben, kann unser Handeln ähnlich stark wie eine selbsterfüllende Prophezeiung beeinflussen. Sie kann unsere Handlungen, Gedanken und Gefühle nicht nur in ihrer Stärke, sondern auch in ihrer Ausrichtung entscheidend beeinflussen. Eine Vision als ein realisitisches Ziel an das wir fest glauben und das wir uns wünschen, lässt uns Unannehmlichkeiten als vorübergehende Hindernisse auf dem richtigen Weg erscheinen. Es gibt uns auf lange Sicht das Gefühl der Kontrolle und Bedeutsamkeit unseres Lebens.
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Glück kann man nicht vergleichen
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Es gibt kein Maß, das zulässt, das Glück verschiedener Menschen oder verschiedener Situationen miteinander zu vergleichen. Das gleiche trifft auch auf die Umstände zu. Einige erblühen unter scheinbar widrigsten Gegebenheiten, andere gehen scheinbar inmitten allen Überflusses ein. Es sind nie nur allein die Umstände oder nur der einzelne Mensch für sein Glück verantwortlich. Indem wir andere in ihrer Situation bewerten oder uns mit ihnen vergleichen, verlieren wir den Bezug zu unseren eigenen Umständen und Bedürfnissen.
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Kein Mensch ohne Netz
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Der Mensch ist ein durch und durch soziales Wesen. Könnte er allein auf Grund rein egoistischer Motive existieren, wäre er ein ganz anderer – wahrscheinlich hätte er noch nicht einmal die Fähigkeit zu Sprechen und wäre geistig ein eher unscheinbares Wesen. Um uns glücklich zu fühlen benötigen wir daher unbedingt die ständige und wiederkehrende Gesellschaft anderer. Erst die Gemeinschaft, welche uns aufnimmt, wahrnimmt, welche uns wertschätzt, in die wir uns einbringen - und in die wir uns einordnen können, macht uns wirklich zum Menschen. Erst wenn wir sein können, was wir sind, können wir glücklich werden.
Es ist ganz klar, dass es hier nicht um die Anzahl an Beziehungen gehen kann. Zu unserer Gemeinschaft gehören allerdings unbedingt auch immer solche Menschen, zu denen wir weniger engen Kontakt haben oder bei denen wir uns stets um einen freundlichen Umgang bemühen müssen. Eine ganze Großstadt wird dabei aber einige wenige enge Freunde und nahe stehende Personen nicht ersetzen können. Es gibt übrigens auch keinen virtuellen Kanal, der uns das unmittelbare Erleben eines Menschen in all seinen Facetten und das damit einhergehende Glücksgefühl ersetzen kann.
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Gesunder Lebenswandel
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Last but not least: Sport, gesunde Ernährung und eine ausgeglichene Einstellung zu Koffein, Alkohol und Tabak verlängern nicht nur unser Leben, sie tragen auch nachweislich zu einem besseren Wohlbefinden bei.
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